Autor Roberto Birrer
Erstaunlicherweise empfinden es die meisten Menschen als anstrengend, nur ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. So sehr, dass sie in den Experimenten der Psychologen um Timothy Wilson von der University of Virginia, in einer 2014 veröffentlichten Studie, oft eine absurde Entscheidung trafen: Sie verpassten sich lieber Elektroschocks, als 15 Minuten lang konzentriert nachzudenken.
Die Ausgangssituation:
Der Versuchsaufbau war einfach. Die Versuchspersonen sollten sich für rund 15 Minuten in einen neutralen Raum setzen und sich gedanklich mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen. Sie durften nur nicht aufstehen oder einschlafen. Klingt doch eigentlich nach einer erholsamen Auszeit, oder? Tagträumen statt Zeit mit Twitter, Linkedin, Instagram oder anderen Aufmerksamkeitsräubern zu verschwenden, klingt doch gut.
Das Ergebnis:
Viele der Probanden klagten darüber, dass ihre Gedanken unkontrolliert abschweiften und sie die Minuten auf dem Stuhl als anstrengend empfanden.
Die Forscher führten ein weiteres Experiment durch, bei dem sich die Versuchspersonen bei Langeweile per Knopfdruck selbst einen leichten, aber unangenehmen Elektroschock verabreichen konnten. Obwohl vorher darauf hingewiesen wurde, dass niemand Schmerzen zufügen würde, griffen zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen während der 15 Minuten auf dem Stuhl zu dieser ungewöhnlichen Massnahme.
Ein Proband drückte den Schockknopf sogar 190 Mal, vermutlich aus dem Bedürfnis heraus, sich zu beschäftigen, da das Smartphone nicht zur Verfügung stand. Die Forscher schliessen daraus, dass ein untrainierter Geist sich nicht gerne mit sich selbst beschäftigt.
Und dieses Verhalten spiegelt sich oft auch im Unternehmen wieder. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klagen über mangelnde Konzentrationsfähigkeit, ständige Unterbrechungen und Multitasking.
Definition Deep Work und Shallow Work
Wenn es uns gelingt, über einen längeren Zeitraum ohne Unterbrechung konzentriert an einer Sache zu arbeiten, sprechen wir von Deep Work. Wir sind dann nicht nur effizienter, sondern erleben auch ein Gefühl tiefer Zufriedenheit.
Werden wir dagegen ständig unterbrochen, verlieren wir Engagement, Konzentration und Effizienz. Denn das ständige Hin- und Herspringen von einer Aufgabe zur nächsten Ablenkung führt zu einem «Aufmerksamkeitsdefizit» - auch Shallow Work genannt.
Ein Teil unseres Gehirns beschäftigt sich noch mit der alten Aufgabe, während wir schon bei der nächsten sitzen. Das ist keine gute Basis für Deep Work.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Forschung zeigt, dass die ständige Ablenkung nicht ohne Folgen bleibt. Wer lange so arbeitet, verliert dauerhaft die Fähigkeit, sich zu konzentrieren.
4 einfache Übungen, um Ihre Konzentration bei der Arbeit zu trainieren:
Mehr zum Thema:
Konzentration im Grossraumbüro
Ich möchte mein Zeitmanagement und meine Arbeitsorganisation verbessern.